Fremde im Visier — Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg
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Kriegsgefangenenlager in Nordafrika und der Sowjetunion
— „Auf einmal war fast jeder im Lager“
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Fotos aus Gefangenenlagern für Wehrmachtssoldaten sind relativ selten,
da sie Fotoapparate und sonstige Wertgegenstände abzugeben hatten.
Aus amerikanischer und aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft waren
zunächst jeweils nur ein einziges Portraitfoto in der Projektsammlung
überliefert.
Doch dank der Journalistin Christiane Schlötzer ist es möglich, die Bilder
des Münchner Fotografen Willy Steinberg aus dem sowjetischen Kriegs-
gefangenenlager 7150 Grjasowez für deutsche Offiziere zu zeigen. Seine
eigentliche Aufgabe war, Portraitfotos der Gefangenen anzufertigen, die
erstmalig im Dezember 1946 mit der Mitteilung, dass sie noch lebten, an
die Familien nach Deutschland geschickt wurden. Daneben fotografierte
er das geschönte, offizielle Bild des Lagerlebens, aber auch die schwere
Arbeit beim Straßenbau und bei der Waldrodung, 450 Kilometer nordöstlich
von Moskau.
Aus den britischen Lagern in Ägypten (Prisoner of War Camps) finden
sich dagegen mehrere Fotokonvolute. Offenbar genossen die deutschen
Gefangenen in den englischen Wüstencamps freizügigere Regelungen.
Das Album eines ehemaligen Kriegsgefangenen dokumentiert die Geschichte
eines einfallsreichen deutschen Berufsfotografen. Mit der Erlaubnis des
englischen Lagerkommandanten richtete er ein eigenes Fotostudio mit
Dunkelkammer ein. Er fotografierte Land und Leute und verkaufte die
Aufnahmen an Engländer, Araber und gefangene Deutsche. In einem Album
der Projektsammlung tauchten Abzüge aus diesem „Photoshop“ in der Wüste
auf. Private Knipserfotos anderer Gefangener schildern zum einen den
Arbeitsalltag in den eingezäunten Zeltstädten in der Wüste, zum anderen das
Lagerleben unter gelockerteren Bedingungen mit Ausflügen ans Meer und zu
den Pyramiden.
Günther Schlötzer, Album, Kriegsgefangenenlager Grjasowez, Sowjetunion, um 1947,
Privatbesitz Christiane Schlötzer, München