Fremde im Visier — Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg
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Knipser in der Wehrmacht - „Jeder will ein eigenes Foto schießen“
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Ermuntert durch die Anzeigen der Fotoindustrie und die kriegs-
begeisterte Bildpropaganda der Illustrierten nahmen Hunderttausende
Soldaten ihren Fotoapparat mit an die Front, in dem Bewusstsein,
dokumentarische Bilder einer „großen Zeit“ herzustellen. Die Fotos
dienten neben den Feldpostbriefen als Brücke zwischen Front und
Heimat. Angehörige schickten den Soldaten Filme zu, die sie entweder
zum Entwickeln zurücksandten oder vor Ort in die Fotolabore der
besetzten Länder brachten. Die Abzüge wurden unter den Soldaten
gezeigt, verschenkt, getauscht oder auch verkauft.
Hin und wieder finden sich auch professionelle Abzüge der Fotografen
aus Propagandakompanien in den privaten Alben. Die Führung der
Wehrmacht förderte die Knipser und kontrollierte zeitweise bestehende
Fotoverbote für Exekutionen kaum. Die Darstellung toter Deutscher war
jedoch ein Tabu. Fast ausschließlich wurden „Heldengräber“ dokumentiert.
Der private Blick der Soldaten konnte von der Ideologie der Bildpropaganda
des Nationalsozialismus abweichen, viel häufiger aber versuchte er deren
Ästhetik und Aussage zu imitieren. Zufällige Details und Spuren eigener
Erfahrung blieben auf den Knipserbildern sichtbar und differenzierten die
Fronterfahrungen stärker als die offiziell gewünschte Bildpolitik.
Die Intention der Knipser und Amateure erschließt sich auch aus dem
Kontext mündlicher Aussagen der Zeitzeugen, ihrer Bildunterschriften,
Feldpostbriefe und der Montage im Album.
Foto: Hermann Jaspers, Album I, Frankreich 1940,
Privatbesitz Angela Jaspers, Oldenburg